Vortragsprogramm Wintersemester 2019/2020 – Beginn der Vorträge um 19 Uhr, Eintritt frei:
Datum | ReferentIn / Titel des Vortrags | Ort | weitere Infos |
15.10.2019 | Dr. Marion Heumüller, Hannover: Faszination Moorarchäologie: Geschichte in Torf konserviert | Historisches Museum Schloss Gifhorn | » mehr |
12.11.2019 | Dr. Fred Mahler, Uelzen: „Da wimmelte es von Elfen“ – Archäologische Forschungsgeschichte im Landkreis Uelzen | Wittingen, Junkerhof | » mehr |
10.12.2019 | Dr. Jordi Serangeli: 300.000 Jahre. Lektion aus der Steinzeit | Meine, Gemeindezentrum | » mehr |
14.01.2020 | Dr. Ingo Eichfeld, Gifhorn: Das archäologische Jahr im Landkreis Gifhorn – Rückblick auf 2019 | Historisches Museum Schloss Gifhorn | » mehr |
11.02.2020 | Dr. Kai Mückenberger, Wiesbaden: Vom Limes bis an die Nordsee - Römer innerhalb und außerhalb des Reiches | Museum Burg Brome | » mehr |
Dr. Ingo Eichfeld (Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn)
ingo.eichfeld@gifhorn.de
Telefon: 05371-3014
Der rund 2000 Jahre alte Bohlenweg Pr 6 bei Diepholz führte auf einer 4 km langen Strecke über das Moor.
Dienstag, 15. Oktober 2019, 19 Uhr, Historisches Museum Schloss Gifhorn:
Vortrag von Dr. Marion Heumüller (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover)
Archäologische Funde aus Mooren zeichnen sich häufig durch eine hervorragende Erhaltung organischer Substanzen aus. In Mooren blieben aus Holz gebaute Wege, Wagenbruchstücke, Lagerplätze, Häuser und Siedlungen, Einbäume, verloren gegangene oder absichtlich im Moor deponierte Gegenstände, Kultfiguren aus Holz und sogar Moorleichen Jahrtausende lang erhalten. Solche Funde bilden ein ausgesprochen facettenreiches Geschichtsarchiv, wie es in ähnlicher Vielfalt nur an wenigen Orten der Welt vorhanden ist.
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Moorarchäologie in Niedersachsen und stellt zwei aktuelle Ausgrabungen der letzten Jahre im Teufelsmoor und in der Diepholzer Moorniederung vor.
An beiden Orten wurden mehrere Tausend Jahre alte Wege, Stege und regelrechte Straßen ausgegraben, die zum Teil mehrere Kilometer über das Moor führten und dabei auch einige ungewöhnliche Fundstücke entdeckt. Sie liefern uns unmittelbare Einblicke in den Alltag der Menschen, die Entwicklung technischer Innovationen sowie in geistig-religiöse Vorstellungen.
In Verbindung mit naturwissenschaftlichen Analysen lassen sich Lebenswelten und Umweltbedingungen von der Steinzeit bis ins Mittelalter rekonstruieren.
Dienstag, 12. November 2019, 19 Uhr, Junkerhof Wittingen:
Vortrag von Dr. Fred Mahler (Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen)
Der Landkreis Uelzen ist eine der fundreichsten Regionen Norddeutschlands und hat schon seit dem 18. Jahrhundert das archäologische Interesse der unterschiedlichsten Forscherpersönlichkeiten geweckt. Dazu gehören der Sekretär Leibnitzens ebenso wie der Uelzener Propst Zimmermann mit seinen weitreichenden wissenschaftlichen Ambitionen. Das Leben des Kammerherren von Estorff, dessen „Archeologische Charte“ wie eine Vorwegnahme moderner Landesaufnahmen wirkt, liest sich wie ein spannender Roman. Eine besondere Rolle spielte dabei die Wahrnehmung der „Heide“ als eine Landschaft, in der die „heidnischen Grabmale“ geradezu unübersehbar waren. Sie prägte auch Gustav Schwantes, der seine Jugend in der Region verbrachte und schließlich auf Grundlage hiesiger Fundstellen eine Gliederung der vorrömischen Eisenzeit vornahm, die noch heute weitgehende Gültigkeit besitzt. Der Archäologe F.C. Bath begriff den Landkreis Uelzen als „archäologisches Archiv Deutschlands“, dessen Schutz und Erforschung in der Gegenwart nicht unbedingt leichter geworden sind.
Moderne Technik im Einsatz für die Archäologie: geomagnetische Untersuchungen auf dem Gräberfeld „Addenstorfer Heide“ im Landkreis Uelzen.
Dienstag, 10. Dezember 2019, 19 Uhr, Gemeindezentrum Meine:
Vortrag von Dr. Jordi Serangeli (Eberhard Karls Universität Tübingen / Grabungsleiter in Schöningen)
Die Umwelt Mitteleuropas war vor 300.000 Jahren völlig natürlich. Der Mensch war ein Teil davon – neben Elefanten, Nashörnern, Löwen, Säbelzahnkatzen, Bären, Wölfen, Wisenten, Wasserbüffeln, Pferden und vielen weiteren Arten. Irgendwann begannen unsere Vorfahren die Natur beherrschen zu wollen, womit ein Prozess in Gang gesetzt wurde, der zu weitreichenden Veränderungen geführt hat. Wie aber sah die damalige natürliche Umwelt aus? Welche Landschaften gehörten zur Umwelt Mitteleuropas? Wie hat sich die Biodiversität seit dieser Zeit entwickelt? Die archäologische Fundstelle Schöningen in Niedersachsen ist dank der weltweit einmaligen Erhaltung der dortigen Funde wie ein Fenster in die Vergangenheit. Parallel zueinander lassen sich in Schöningen Klima, Umwelt und Leben vor 300.000 Jahren erforschen. Ein solcher Blick in die Vergangenheit ist heute wichtiger denn je, um Umweltveränderungen und den aktuellen Verlust an biologischer Vielfalt zu verstehen. Gleichzeitig ist er aber auch eine Mahnung, was bei einem „weiter so“ weltweit und unwiderruflich verloren gehen wird.
Stoßzahn und Rippe eines Waldelefanten (rechts unten) aus der Grabung Fundstelle Schöningen 13 II.
Situation an der aktuellen Grabungsstelle Schöningen 13 II.
Dienstag, 14. Januar 2020, 19 Uhr, Historisches Museum Schloss Gifhorn:
Vortrag von Dr. Ingo Eichfeld (Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn)
Der Täter kehrt oft an den Tatort zurück: Diese kriminalistische Binsenweisheit trifft auch auf Archäologen zu! So erschienen die Archäologen im Jahr 2019 erneut an der KiTa-Neubaustelle in Calberlah, um die Spuren einer mehr als 2000 Jahre alten Siedlung zu dokumentieren. Großes Interesse erregte im zurückliegenden Sommer zudem die Grabung eines US-Teams, das in der Gemarkung Müden die Absturzstelle eines im 2. Weltkrieg abgeschossenen Flugzeugs untersuchte. Auch im Berichtsjahr wurde die Kreis- und Stadtarchäologie wieder tatkräftig von den freiwilligen Helferinnen und Helfern der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft unterstützt. Ziele gemeinsamer Aktionen waren zum Beispiel die alte Burgstelle auf dem Weinberg in Meinersen sowie einige neuentdeckte Hügelgräber im Kreisnorden. Erstaunliche Resultate lieferte auch die Untersuchung zweier Einbäume, die schon in den 1980er Jahren in der Aller bei Gifhorn zum Vorschein gekommen sind, aber erst jetzt datiert wurden. Die Ergebnisse dieser und anderer archäologischer Untersuchungen werden vorgestellt und wissenschaftlich eingeordnet. Ein weiteres spannendes Kapitel des Abends bilden wie immer die archäologischen (Zufalls-) Entdeckungen, die der Kreis- und Stadtarchäologie im Laufe des Jahres gemeldet worden sind. Lassen Sie sich überraschen!
Gruben voller Scherben: Auf dem Gelände der KiTa in Calberlah bestand vor mehr als 2000 Jahren eine Siedlung.
AG-Mitglieder bei der Grabung in Calberlah.
Limes-Wachtturm am Kastell Zugmantel bei Wiesbaden. Der Obergermanisch-Raetische Limes war kein Eiserner Vorhang, sondern durchlässig und flexibel.
Dienstag, 11. Februar 2020, 19 Uhr, Museum Burg Brome:
Vortrag von Dr. Kai Mückenberger (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Limes-Beauftragter)
Der Vortrag schlägt einen Bogen von aktuellen Forschungsansätzen zur Römerforschung entlang der ehemaligen Reichsgrenze hin zu ausgewählten Fundplätzen des nordwestdeutschen Raumes, die für die Erforschung der Römischen Kaiserzeit im sogenannten Barbaricum von nachhaltiger Bedeutung sind. Schlaglichtartig werden dabei die aktuellen Diskussionen um den vermeintlichen Ort der Varusschlacht bei Bramsche aufgegriffen, der auch nach über 30 Jahren Forschung noch einige ungelöste Fragen bereithält. In diesem Zuge soll auch auf die denkmalpflegerischen Herausforderungen eingegangen werden, die die Entdeckung einiger jüngst entdeckter Römerlager im niedersächsisch-westfälischen Raum mit sich bringt. Abschließend wird ein Blick in die Nordseeküstenregion geworfen, um der Frage nach Art und Umfang römisch-germanischer Kontakte im Verlauf der Römischen Kaiserzeit nachzugehen.
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